Wir, die unterrichtenden Kollegen in der Fachschule zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung im Feinwerkmechanik Handwerk, gestalten für unsere Schüler erlebnispädagogische Einführungstage. Diese umfassen 3 Tage Aufenthalt auf einer Pfälzerwald Hütte. Programm sind, neben Informationsveranstaltungen zur Schule und dem Schulträger, eine Wanderung und ein Grundkurs Klettern mit der Option einen Pfalzgipfel zu besteigen.
Warum ist Klettern und Bergsport ein Teil des pädagogischen Konzepts für die Vorbereitung zur Meisterprüfung im Feinwerkmechanik Handwerk?
Der Bergsport trainiert nicht nur den gesamten Körper und die Koordination, sondern auch den Geist. Während bei Sportarten wie Radfahren immer wieder bestimmte Bewegungsabläufe trainiert werden, gibt es beim Klettern neue Bewegungsfolgen. Ebenso müssen die Sicherungstechniken angepasst werden. Körper und Geist sind gezwungen sich immer wieder neu auf die Situation einzustellen. Es sind oft nur kleine Anpassungen der Klettertechnik, wie auf die Zehenspitzen stellen oder die Hüfte zur Wand drehen, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Gerade im Berufsleben ist Anpassungsfähigkeit und Flexibilität gefragt. Körperliche Fitness und Wohlbefinden begünstigt die Leistungsfähigkeit. Klettern führt auf sportlicher Ebene vor Augen, wie wichtig Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sind. Selbstverständlich führt das Klettern zur Verbesserung der persönlichen Fitness, was auch die berufliche Leistungsfähigkeit steigert.
Beim Bergsport geht es sehr viel darum, die persönliche Komfortzone zu verlassen und sich zu trauen. Höhen- und Sturzangst spielen eine wichtige Rolle, die man überwinden muss, um besser zu werden. Körper und Geist sind gefordert und das macht den enormen Reiz aus.
Diese Erlebnisse aus dem Bergsteigen lassen sich wunderbar in den Alltag und Beruf übertragen. Oft hemmen Ängste die persönliche und berufliche Entwicklung. So muss man im Berufsleben, wie auch beim Klettern, den einen sicheren Griff loslassen, um nicht in der Position zu verharren und aufsteigen zu können. Wir sind davon überzeugt, dass das Klettern hilft, Ängste in einer gesicherten Umgebung zu überwinden und somit das Selbstbewusstsein unserer Schüler stärkt.
Als Kletterer hat man oft ein „Projekt“, welches mit viel Arbeit und Geduld zum Abschluss gebracht wird. Dieses kann eine Route sein, die an der persönlichen Leistungsgrenze liegt. Oft kommt es vor, dass man die Projektroute erst nach unzähligen Versuchen schafft. Das Scheitern hinzunehmen und weiter zu üben, bis man es schafft, ist ein fundamentaler Teil des Bergsports. Erfolg und Misserfolg liegen dicht zusammen.
Dieses lässt sich auf die Berufs- und Lebenswelt übertragen. Ehrgeiz und Durchhaltevermögen sind Eigenschaften, die Bergsteiger und Kletterer immer wieder einsteigen und aufsteigen lassen. Das Erfolgserlebnis beflügelt sie das nächste Projekt anzugehen.
Bergsport ist ein Teamsport. Man unterstützt sich gegenseitig, feuert sich an, gibt sich Tipps, wie bestimmte Passagen zu bewältigen sind. Das Seil verbindet die Bergsportler nicht nur physisch. Sie sind aufeinander angewiesen, müssen sich vertrauen und halten mit dem Seil die Gesundheit des Seilpartners in der Hand. Die gemeinsam verbrachte Zeit an der frischen Luft ist ein herrlicher Nebeneffekt. Meist werden ganze Tage am Felsen oder am Berg verbracht. Man sitzt zusammen, genießt die Natur und lässt es sich gut gehen.
Kein anderer Sport fördert die Sozialkompetenz in diesem Maß. Verantwortungsbewusst miteinander umgehen, anderen helfen Ängste zu überwinden, beteiligt sein an den Erfolgserlebnissen der Seilpartner. Das Bergsteigen führt vor Augen, dass nur die Seilschaft in vertrauensvoller Zusammenarbeit das Gipfelerlebnis möglich macht.
Was hat Bergsport mit Technik und Fachkompetenz zu tun? Kräfte und ihre Wirkung, Keilwirkung, Kniehebelmechanik, Flaschenzug, Gewinde, Spannung, Dehnung, nur um einige Stichworte zu nennen. Bergsport macht Technik sehr intensiv erlebbar, denn oft hängt ein Leben an dieser Technik.
Teambildende Maßnahmen sowie die Förderung der Sozial- und Personalkompetenz ist in vielen Firmen fester Bestandteil der Personalentwicklung. Die Notwendigkeit von erlebnispädagogischen Seminaren ist unumstritten. Diese Seminare werden dankbar, zu horrenden Preisen, gebucht. Auch wir sind von der Notwendigkeit unserer Veranstaltung überzeugt. Daher ist sie fest im Ablauf der Weiterbildung zum Meister verankert. Unsere Veranstaltung steht einem kommerziellen Angebot in nichts nach. Im Gegenteil! Durch die Zusammenarbeit mit dem DAV-Sektion Kaiserslautern stehen uns sehr gut ausgebildete, geprüfte Trainer und hochwertiges Material nach neustem Sicherheitsstandard zur Verfügung.
Einige Zitate von Berg- und Kletterpionieren, die zum Nachdenken anregen sollen und die Parallelen des Bergsports zur beruflichen und privaten Lebenswelt unterstreichen:
- „Man geht nicht nach dem Klettern zum Kaffeetrinken, Kaffeetrinken ist integraler Bestandteil des Kletterns.“
- „Der Kopf ist der wichtigste Muskel beim Klettern.“
- „Noch nie habe ich das Leben in seiner Schönheit so intensiv erfahren, wie an zwei Fingerspitzen frei über dem Abgrund hängend.“
- „Im Sport bedarf es einer permanenten Störung des Ruhepotentials.“
- „Du suchst ein Stück Fels mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad und darin den Weg des geringsten Widerstandes.“
- Morgen kannst du gestern nicht nachholen und später kommt früher als du denkst.“
- „Wenn Berge da sind, weiß ich, dass ich da hinaufgehen kann, um mir von oben eine neue Perspektive vom Leben zu holen.“
- „Die Vergangenheit ist etwas, von dem du gelernt hast, aber es ist vorbei. Die Zukunft ist ungewiss. Lebe also im Moment, das ist das Einzige, was du kontrollieren kannst. Enjoy each second!“
- „Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.“
- „Durch das Klettern bin ich hart zu mir selbst geworden, habe gelernt zu beißen und nicht aufzugeben – das habe ich jetzt auf mein Leben übertragen.